Klosterforum Flechtdorf
Restaurierung und Ausbau des ehemaligen Klosters Flechtdorf
Das ehemalige Kloster Flechtdorf wurde im 12. Jahrhundert erbaut und von Benediktinermönchen bewohnt und bewirtschaftet, bis 1598 der letzte Mönch starb. Das Kloster wurde fortan als Domäne von den Grafen von Waldeck genutzt, später dienten die Gebäude als Landeshospital.
2007 hat der Förderverein Kloster Flechtdorf e.V. das Gebäudeensemble, das inzwischen in Privatbesitz war, ersteigert und fortan mit viel Eigeninitiative und Engagement den Erhalt und die Fortentwicklung der denkmalgeschützten Anlage betrieben. Es wurde entrümpelt, neuzeitliche Einbauten zurückgebaut, ein Nutzungs- und Sanierungskonzept erarbeitet und mit den verschiedenen Projektbeteiligten abgestimmt. Das Freie Institut für Bauforschung und Dokumentation e.V. hat eine bauhistorische Untersuchung durchgeführt. 2007 bis 2013 sind Gründung, Mauerwerkswände und Dächer von Abtshaus sowie Remisen- und Wirtschaftsgebäude aufwändig saniert und für einen weiteren Innenausbau vorgerichtet worden. Es ist vorgesehen in diesen Gebäudeteilen museale Ausstellungsräume und ein Infozentrum unterzubringen sowie Tagungen und Veranstaltungen zu ermöglichen. Es ist auch eine Herberge für etwa 40 Personen geplant, hier können Einzelgäste, Wanderer und auch Gruppen übernachten. Für die Gebäudeteile stehen im barrierefreien Erdgeschoss eine Küche und Toilettenanlagen zur Verfügung.
Von unserem Architekturbüro wurden unter anderem die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen begleitet. Das zweigeschossige, sogenannte Abtshaus gehört zu den ältesten Gebäudeteilen der ehemaligen Klosteranlage und hat eine spannende Bau- und Nutzungsgeschichte. Ursprünglich vermutlich als Torhaus errichtet, also eine Art Verkehrsbau, diente es später als Wohnhaus des Abtes. Eine Besonderheit des kleinen Baus liegt in der größtenteils unverändert überlieferten mittelalterlichen Mauerwerkskonstruktion.
Ziel der 2014 abgeschlossenen Sanierung war es, die überkommenen Bauteile behutsam zu sanieren und die Geschichte ablesbar zu machen. Historisches Material, Bauformen und Baunähte sind sichtbar geworden.
Im Jahr 2011 und 2012 ist das zweischalige Natursteinmauerwerk stabilisiert und saniert worden, durch eine Vernadelung beider Mauerwerksschalen, Injektion eines Schaummörtels auf Kalkbasis und eine abschließende Verfugung mit Trockenspritzmörtel. Anschließend konnte mit den Innenräumen begonnen werden. Im Erdgeschoss ist das gereinigte und verfugte Mauerwerk von Wand- und Gewölbeflächen sichtbar geblieben, der Pflasterbelag des Fußbodens besteht aus verschiedenen Materialien und ist lediglich partiell ergänzt worden. Viele Spuren der Vergangenheit sind somit erhalten geblieben. Das Abtszimmer im Obergeschoss hat eine neue Holzbalkendecke erhalten, welche aus Altholz gefertigt wurde und nach historischem Vorbild mit Schilfrohr und Lehm verputzt ist. Der neue Eichendielenboden ist geölt. Das Mauerwerk ist größtenteils sichtbar, Reste der historischen Putze wurden restauriert. Für die notwendigen neuen Einbauten wie Fenster und Türen wurden Eichenholz, Eisen für die Beschläge sowie Denkmalschutzglas in Leinölkitt verwendet.
Das Abtszimmer im Obergeschoss des sanierten Gebäudes dient als Standesamt der Gemeinde Diemelsee, es kann aber auch als Konferenz- und Gruppenraum genutzt werden. Mit seiner kontemplativen Raumwirkung dient das Erdgeschoss als Raum der Stille für Andachten, Friedensgebete und ähnliche Veranstaltungen.