Die sanierte Kirche in Zierenberg-Oelshausen - schlicht und ergreifend
Die Kirche von Oelshausen ist ein irgendwie niedliches Gebäude. Umringt von Bauernhöfen, steht sie auf einem großen Platz und hinterlässt einen leicht unförmigen Eindruck, weil sich die Balken des Fachwerkobergeschosses nach außen neigen. Das war auch einmal in bedrohlichem Maße der Fall: Bei einer Abdichtung des Daches wurde 2004 ein statisches Problem festgestellt, ausgelöst wohl durch die mutmaßliche frühere Nutzung des Daches als Speicherraum. Es folgten eine Schadenskartierung und ein Sanierungskonzept für das im Kern romanische Bauwerk. In einem ersten Bauabschnitt wurde die Statik gesichert und das Fachwerk an zwei Seiten mit Schiefer verkleidet. Dann sollte es auch um die Innenausstattung gehen. In den 60er Jahren hatte es bereits eine Renovierung gegeben, und seitdem hatte sich der Kirchenraum immer mehr gefüllt. Das Innere zu vereinfachen, um flexiblere Nutzungen und einen ruhigeren Gesamteindruck zu ermöglichen, war das Ziel des ausführenden Architekturbüros. Ein Teil der Kirchenbänke wurde entfernt, der Altarraum so vergrößert und im Eingangsbereich Fläche gewonnen. Die Orgelempore mit ihren Unterzugbalken aus dem Jahr 1700 wurde erhalten, jedoch angehoben und verkürzt. Auffällige Veränderungen erfuhren auch der Altarraum und die Orgel. Eine historisierende Gestaltung wurde konsequent vermieden, historische Elemente wie der Taufstein von 1597, die Taufschale oder der Altar der 60er Jahre blieben aber erhalten und wurden mit zeitgenössischen Elementen ergänzt. Der Altar wurde zu einem Kanzelaltar umgestaltet, ein dezentes Grau unterstreicht die Farbigkeit von Bibelhalter, Kerzenständer oder dem lilafarbenen Antepedium aus Filz.
Der dezente Eindruck, den all dies hinterlässt, setzt sich im übrigen Raum fort. Ein echter Hingucker ist die neue Orgel, entstanden bei Orgelbauer Krawinkel in Deisel. Der Kubus aus Messinggewebe und Eichenholz geht geschickt mit den beengten Platzverhältnissen um, wirkt elegant und modern, ohne aufdringlich zu sein. Diese Orgel unterscheidet sich wohltuend von den so häufig anzutreffenden Modellen neuerer Bauart, die sich ihrem historischen Umfeld anbiedern. Dem Betrachter offenbart sich durch die offene Bauweise viel von der Technik, und durch die Position am Emporenrand und das offene Geländer können auch Besucher im Kirchenschiff die Orgel und den Organisten sehen.
Bevor dies zu sehen ist, fällt der Blick des Eintretenden aber auf das neue Altarbild. Als Sieger aus einem Wettbewerb ging der lange in Kassel wohnhafte Künstler Christian Karden hervor. Er enthielt sich überbordender sakraler Symbolik und holte stattdessen eine Art Schattenriss des auf dem Kirchhof stehenden Baumes in den Altarraum. Diese Idee wirkt ebenso schlicht wie ergreifend, wobei sich der Künstler einer kleinen Extravaganz nicht enthalten konnte: Er versteckte im üppigen Laub einen kleinen Vogel, der dem Orte angemessen ist: einen Dompfaff.
Heiko Schimmelpfeng, Kulturmagazin Kassel