Die Grundidee dieses Entwurfs besteht darin, für das Kolumbarium einen Raum im Raum zu schaffen, der durch seine Materialität und durch die Behandlung der Oberflächen vielfältige Bezüge herstellt zum Kirchenraum, seinem Licht, seiner durch die einzigartigen Steinplatten bestimmten subtilen Farbigkeit und Struktur des Bodens. Damit ist gleichzeitig die notwendige und gewünschte Abtrennung des Kolumbariums vom Gottesdienstbereich erreicht und auch die Ruhe des Begräbnisraums gewahrt.
Der gotische Kirchenraum zeigt sich in einer sehr klaren Gliederung und so ist auch die Kubatur der beiden Teile des neuen Kolumbariums geradlinig und klar. Die beiden Flügel des Kolumbariums sind weitgehend symmetrisch in den Seitenschiffen positioniert und stehen ca. 20 cm über dem denkmalgeschützten Kalkplattenboden auf Stahlstützen. Damit wird der Boden nur an wenigen Punkten berührt.
Auch wenn künftig das südliche Portal als Haupteingang präferiert wird, sollte dennoch der Blick von Westen, vom Turm aus, nicht verstellt werden. Zudem befinden sich hier die beiden Priechen, die kunsthistorisch bedeutsam sind und durch die vorgeschlagene Anordnung des Kolumbariums vom Mittelschiff aus weitgehend sichtbar bleiben.
Die symmetrische Anordnung der beiden Flügel erweist sich als die ruhigste Lösung, da sie sich in die West-Ost-Achse der Kirche einpaßt. Beide Bereiche des Kolumbariums sind jeweils in Form eines Ganges konzipiert, dessen Wände aus je zwei cremeweißen Betonscheiben gebildet werden. Der Hohlraum dazwischen enthält die Urnenkammern.
Die Grabkammern sind so dimensioniert, daß nach Bedarf zwei oder eine Urne bestattet werden können.Recherchen haben ergeben, daß der Bedarf an Doppelgrabstellen bei weitem den Bedarf an Einzelgrabstellen übersteigt. Deshalb werden hier generell alle Grabkammern in der Größe eines Doppelgrabes angelegt. Diese Gliederung erweist sich als platzsparend und ermöglicht es, die Fläche des Kolumbariums sinnvoll zu begrenzen. Beide Flügel des Kolumbariums beherbergen 360 Grabkammern. Bei einer Nutzung von ca. 20% als Einzelgrabstellen wird die geplante Anzahl von 640 Grabstellen erreicht. Bei einem höheren Anteil (mehr als 80%) von Doppelgräbern erhöht sich die Gesamtzahl (bis theoretisch max. 720).
Reliefplatten aus geschmolzenem Glas verschlossen, die als moderne Adaption der Grabplatten gesehen werden können, die im Chor und im Westeingang den Boden bilden. Die Glasplatten sind in den Tiefen der grünlichen Reliefstruktur mit einer weißen Patinierung versehen, die die Vergänglichkeit vor Augen führt. Auch das Floatglas selbst ist durch das Schmelzen in seiner Materialität verändert und hat eine milchige, fast opalisierende Eigenart entwickelt, wie es bei Glas zu beobachten ist, das lange in der Erde gelegen hat und von weit zurückliegender Zeit kündet. Die geschmolzenen Platten ähneln sich in ihrer Struktur, sind aber jede ein Unikat und verweisen so auf die Einmaligkeit der Menschen.
In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Evelyn Körber, glas farbe raum