Rathaus Korbach - primus inter pares
Städtebauliche Einbindung
Die Umgestaltung des Rathausareals in den 1970er Jahren schuf eine Situation, in der das historische Rathaus seine Verbindung zur gewachsenen mittelalterlichen Stadtstruktur verlor. Die neu geschaffenen Stadträume waren zwar im Kontext ihrer Zeit stimmig, die Subtilität der städtischen Situation ging allerdings zugunsten von allzu deutlichen Gesten verloren. Noch die 1930 dem Rathaus hinzugefügten Elemente (Turm und Arkaden) zeigen eine viel stärkere Sensibilität für kleine Gesten und für die wichtigen Blickbeziehungen zu den beiden Kirchen.
Neues Ensemble Der Entwurf fasst die Stadtverwaltung als ein Ensemble von Häusern auf, die sich in ihrem Maßstab in die Körnung und den Rhythmus der mittelalterlichen Stadt einfügen. Das historische Rathaus wirkt in dieser Nachbarschaft wieder wie ein primus inter pares und nicht mehr wie ein losgelöstes Museumsstück.
Räumliche Organisation
Die dezentrale Struktur bildet die innere Organisation der Stadtverwaltung gut ab. Abteilungen werden in eigenen Häusern angeordnet und haben so eine eigene Identität und Adresse im Rathausensemble.
Die Struktur kann flexibel auf zukünftige Entwicklungen reagieren. Sollte es im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung und Effizienzsteigerung in der Verwaltung weniger Bedarf an Büroflächen geben, so können einzelne Häuser des Ensembles fremdvermietet werden, ohne dass die Funktionalität der Stadtverwaltung dadurch eingeschränkt würde.
Innere Erschließung - 3 Höfe
Und doch ist eine Stadtverwaltung mehr als eine lose Gruppe von Abteilungen. Es gibt starke Verbindungen der Abteilungen untereinander und zu den Gemeinschaftsflächen. Im Entwurf findet dies Ausdruck in den 3 Höfen, die sich zwischen den Häusern aufspannen. Sie sind nicht einfach Außenräume, sondern haben - wie Kreuzgänge in Klöstern - umlaufende Gänge und schaffen so innenräumliche Wegeverbindungen, die die einzelnen Häuser verknüpfen.
Die Höfe haben verschiedene Rollen im Ensemble:
1. Der "Empfangshof" liegt öffentlich zwischen historischem Rathaus und Bürgerbüro.
2. Einen Treffpunkt für Mitarbeiter und Besucher bildet der ein Geschoss tiefer liegende "Café-Hof".
3. Der "Gartenhof" als Ruhepunkt gibt dem Sitzungsbereich eine besondere Qualität.
Äußere Erschließung
Im Entwurf werden alle Häuser des Ensembles gleichwertig integriert. Derzeit wird das Haus in der Prof.-Kümmell-Straße 9 von den übrigen Häusern durch die Rathausgasse getrennt. Wir schlagen darum eine veränderte Wegeführung vor, bei der die Rathausgasse im Osten an die Straße "Tempel" angebunden wird. Von hier werden die Stellplätze des Rathauses erschlossen. Besucher erreichen über einen der Zugänge von Stechbahn und Prof.-Kümmell-Straße den Empfangshof. Für die Mitarbeiter besteht darüber hinaus ein Zugang von der Rathausgasse in der Nähe der PKW-Stellplätze und einer an der Prof.-Kümmell-Straße. Der Zugang des historischen Rathauses an der Stechbahn bleibt erhalten. Er ist vor allem für zeremonielle Anlässe von Bedeutung, etwa bei Hochzeiten.