Stadtmuseum Kassel
Am Museumsgebäude ist der Prozess abzulesen, der sich vom Neubau 1869 und der ersten Aufstockung 1878, über die Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs und den anschließenden Wiederaufbau der 1950er Jahre hindurch abgespielt hat.
Kassel hat aufgrund seiner Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau eine völlig andere Ausprägung des Stadtbildes erfahren. Die heutige durch Verkehr geprägte Gestalt des ursprünglich länglichen Baum überstandenen Ständeplatz gehört als nicht so glückliches Beispiel zu diesen Wandlungen. Überreste des historischen Kassel sind vereinzelt in der Innenstadt zu finden. Vom historischen Museumsbau lässt der noch vorhandene Rumpf trotz der Überformung aus der Nachkriegszeit erahnen, in welcher Art dieser Gebäudetypus den Bereich am Ständeplatz geprägt hat. Gleichzeitig ist der Geist der 1950er Jahre ablesbar mit der genügsamen Wiederaufbauarchitektur.
Neue Anforderungen an Technik, Ausstattung und erhöhten Platzbedarf erfordern neue Konzepte und deren Überprüfung anhand der vorhandenen Gebäudestruktur im geschichtlichen, städtebaulichen und organisatorischen Kontext.
Städtebau
Im Entwurf bleibt die räumliche Beziehung zum Ständeplatz und zur Nachbarbebauung sowie die äußere Erschließung unangetastet. Die einladende Geste wird durch innere Veränderungen erreicht. Der Erdgeschoßfußboden auf hohem Sockel wird im Bereich des Eingangspavillons auf Fußgängerniveau abgesenkt. Öffentlich wirksame Nutzungen wie Museumskneipe und Kindermuseum (Laboratorium) werden zum Ständeplatz hin angeordnet und lassen Ein- und Ausblicke zu.
Entwurf
Der als Anbau geplante prismenförmige von oben belichtete Museumshof verbindet die bestehenden Gebäudeflügel und schafft Übersicht und Transparenz. Die mehrgeschossige offene Halle bildet zusammen mit der abgesenkten Eingangsebene die Kernzone des Museums.
Von hieraus sind allen Ebenen barrierefrei zu erreichen. Treppen und Stege, verbunden mit einem zentral gelegenen gläsernen Aufzug dienen Museumsrundgänge an.
Der dreieckigen Form des Museumshofes folgend liegt der Rundgang mal als Balkon vor Innenfassaden des Hofes mal gibt er den Blick frei auf die historische Hoffassade. Die Lage der Rundgänge lässt große zusammenhängende Ausstellungssäle in beiden bestehenden Gebäudeflügeln zu. Die erforderlichen Fluchttreppenhäuser sind - angeordnet jeweils an den äußersten Gebäudeecken im Norden und Westen - ebenfalls über dieses System schlüssig angebunden.
Die Kompaktheit des geplanten Baukörpers trägt zu energetisch günstigen Ausgangsdaten bei. Ein drittes Obergeschoß wird hinzugefügt. Die Fassade des Museumsgebäudes als Bilderbuch der Geschichte und der Baugeschichte fortzuschreiben hat dazu gereizt den "Code" der Fassaden - Plastizität zu analysieren. Die Stufung - Pilaster, Wandfläche, Fensterfläche - wird übersetzt in eine gestaffelte vertikale Gliederung der aufgesetzten Fassade mit Mauerflächen in den gleichen Materialien wie darunter, im Fensterbereich variiert um eine indirekte seitliche Belichtung.